Informationen zur Luftdichtheitsmessung

Differenzdruck-Messverfahren

Mit dem Differenzdruck-Messverfahren

(auch: Blower-Door-Test) wird die Luftdichtheit eines Gebäudes gemessen. Das Verfahren dient dazu, Leckagen in der Gebäudehülle aufzuspüren und die Luftwechselrate zu bestimmen.

Genormt ist das Verfahren mit der DIN EN 13829  in der Fassung von Februar 2001. 

 

Messprinzip

Durch einen Ventilator mit kalibrierter Messblende für den geförderten Volumenstrom wird Luft in das zu untersuchende Gebäude gedrückt oder heraus- gesaugt. Die Stärke des Venti- lators wird so eingestellt, dass zum Umgebungsdruck eine Druckdifferenz von 50 Pa (Pas- cal) entsteht.
 Druckdifferenzen entstehen auch natürlich, wenn Wind bläst. Bei
Windstärke 5 ist diese Druck- differenz auch etwa 50 Pa. Der Ventilator wird meistens mit einem Rahmen in die Öffnung einer geöffneten Außentür eingesetzt, daher der Name

Blower-Door-Test
(deutsch: Gebläse-Tür-Messung). In der Blower-Door sind Messinstru- mente eingebaut, die die Druckdifferenz und die Luftmenge messen, die der Ventilator transportiert.

Die Drehzahl des Ventilators wird so eingestellt, dass sich ein bestimmter Druck  zwischen Außen- und Innenraum aufbaut. Dabei muss er soviel Luft nach außen befördern, wie durch Leckstellen in das Gebäude eindringt (bei der Unterdruckmessung). Der gemessene Luftstrom wird durch das Volumen des Gebäudes geteilt. Diesen Wert, die Luftwechselrate n50, kann man nun mit anderen Gebäuden und Normen vergleichen.

Messphasen

Der Blower Door Test gliedert sich in drei Phasen.

In der ersten Phase wird ein konstanter Unterdruck von 50 Pa oder etwas höher erzeugt und aufrechterhalten. Während dieser Phase wird die Gebäudehüllfläche nach Leckagen (undichte Stellen) abgesucht, wo Luft ungewünscht hereinströmt. Bei der späteren Nutzung des Gebäudes sind die Leckagen Stellen, an denen Luft und damit Wärme entweichen kann. Größere Fehlstellen lassen sich bereits mit der Hand erfühlen, für kleinere benutzt man Rauchspender (Rauchmaschinen) oder Luftgeschwindigkeitsmesser.


In der zweiten Phase wird ein Unterdruck aufgebaut, wobei bei kleinen Drücken (10 bis 30 Pa) begonnen wird und schrittweise (z.B. 5 bis 10 Pa-Schritte) erhöht wird bis auf den Enddruck (60 bis 100 Pa). Bei jedem Schritt wird der jeweilige Luftvolumenstrom protokolliert.
In der dritten Phase wird ein Überdruck erzeugt und die Messung wird analog zur Unterdruckmessung durchgeführt.
Aus den gesamten Ergebnissen und dem Luftvolumen des Gebäudes wird der Drucktestkennwert n50 errechnet: Dieser gibt an, wie hoch die verbleibende Restleckage (bei einem Referenzdruck von 50 Pa) noch ist. Der genaue Ablauf der Messung ist in DIN EN 13829 geregelt.

Grundsätzliche Erwägungen

Das Differenzdruck-Messverfahren sollte immer durchgeführt werden, um evtl. vorhandene Fehlstellen der Gebäudehülle zu finden. Relativ weit verbreitet ist es schon bei Niedrigenergiehäusern.

Typische Ergebnisse der Gebäude-Dichtheitsmessung sind:

In Passivhäusern ist die Luftdichtheit besonders wichtig, daher ist dort ein Grenzwert von 0,6 h-1 vorgegeben.

Ein Gebäude muss gelüftet werden (z.B. zur Feuchtigkeitsabfuhr) - aber nur über die vorgesehenen Lüftungsmöglichkeiten. Strömt Raumluft (die immer feucht ist) durch Mängel in der Bauausführung (ungewollte Fugen, Schlitze usw.) ins Freie, sind fast immer Bauschäden (Schimmel usw.) vorprogrammiert. Strömt z.B. feuchte Raumluft durch Mineralwolle, so kommt es zum Tauwasserausfall: Entsprechend der Funktion der Mineralwolle zur Wärmedämmung ist eine Seite der Mineralwolle warm - und zwar die, die dem Raum zugewandt ist - und die andere Seite ist im Winter kalt. Kommt die Raumluft in den kalten Bereich, wird die Luft stark gekühlt - mit der Folge Tauwasserausfall. Wegen der mangelnden Zugänglichkeit kann dieses Tauwasser nicht wie am Fenster abgewischt werden. Die einzige Vermeidungsmöglichkeit ist eine sorgfältig luftdichte Ausführung der Konstruktion auf der warmen Seite.

Luftdichtheit darf nicht mit Dampfdiffusionsdichtheit verwechselt werden. Ein normaler Innenputz auf einem Mauerwerk ist z.B. ausreichend luftdicht aber dampfdiffusionsoffen - das gleiche gilt für Luftdichtungspapiere.

Bei der Messung geht es um zwei Ziele. Erstens darf die Luftmenge, die der Ventilator fördert und die durch unvermeidliche Fugen usw. entweicht, höchstens 3 mal in der Stunde die Luft im Gebäude austauschen (Vorgabe durch die deutsche Energieeinsparverordnung - EnEV, bei Gebäuden mit Lüftungsanlagen höchstens 1,5 mal) und zweitens sollte derjenige, der die Messung durchführt, auch die Fehlstellen finden, damit diese beseitigt werden. Die letzte Forderung ist nicht direkt Gesetz, sondern gehört zu den allgemeinen anerkannten Regeln der Technik, auf deren Einhaltung z. B. ein Bauherr auch ohne besondere Vereinbarung Anspruch hat.

Deshalb müssen Fehlstellen rechtzeitig erkannt und beseitigt werden.